Hello, hello 
anybody out there? 
'cause I don't hear a sound

Krrrrrrrrrrack! Krack krack KRACK KRAAAAAACK!

Konnte denn niemand hören, wie alles zerbrach? Sah denn niemand die Scherben, die anfingen sich vor meinen Füßen zu sammeln?! Nein, alle die vorher nun mit offenem Mund das Geschehen verfolgt hatten sprangen auf warfen jubelnd die Arme in die Luft. Starrten auf das Liebespärchen auf der Bühne, auf die Glückseeligkeit, die nun endlich im Bund der Ehe vereint werden würde. Niemandem fiel auf, wie mein Blick starr war. Starr auf das Pärchen gerichtet und doch sah ich sie nicht. Meine Ohren hörten das Tosen des Windes und doch konnten sie die Stimmen und Rufe der Menschen nicht wahrnehmen. Während ich den Aufruhr um mich herum nicht mehr verstand, erhob ich mich langsam. Trat über die klirrenden Scherben, die vor einigen Sekunden noch mein Herz, meine Seele dargestellt hatten. Warum sollte ich auch versuchen das was zersprungen war wieder zusammen zu setzen? Es würde nur wieder mit den Füßen darauf getrampelt werden, also machte ich es ihnen leichter. Ich trat mich selbst mit Füßen, dann mussten sie es nicht tun.

I'm out on the edge and I'm screaming my name 
like a fool at the top of my lungs 
sometimes when I close my eyes I pretend I'm alright 
but it's never enough

Rooooooooar rooooooar ROOOOOOAAAR!!

Der Wind pfiff um meine Nase. Das Adrenalin rann durch meine Venen und Adern und das Martinshorn der Polizei hinter mir hörte ich schon gar nicht mehr, als ich durch die Dunkelheit rauschte. Ich schoss durch die Gassen und Straßen Londons wie ein wildgewordener Rennfahrer, der ich wohl auch war. Allerdings hatte Michirus Stimme auf dem Anrufbeantworter, wie sie mich fröhlich darum bat Trauzeugin zu werden einfach nur den Rest gegeben. Ich war aufgestanden, hatte meine Jacke geschnappt, den Motoradschlüssel, die Tür hinter mir zugehauen und war auf das Motorad gestiegen. Emma. Die einzige, die mich in den letzten 10 Jahren nicht im Stich gelassen hatte. Mein Motorrad. Ich war verstummt. Ich konnte nicht reden. Es war so, als ob der Wind sich verzogen hätte und meine Sprache und meine Gefühle mit sich genommen hätte. Seit Tagen hatte ich keinen Luftzug mehr gespürt und demnach schwül war es auch in London. Nirgendwo ein Lüftchen. Meine Sprache hatte sich in Luft auf gelöst und meine Worte auch.

Cause my echo, echo 
is the only voice coming back 
my shadow, shadow 
is the only friend that I have

URANUS FLIEG UND SIEG!

Wieder ein Monster ohne Neptun erledigt. Ich warte schon gar nicht mehr auf meine Kriegerkolleginen. Ich arbeite im Alleingang. Der Wind liegt immer noch drohend still über der Stadt und bereitet sich auf ein Tosen der Gefühle vor. Ich bin noch nicht bereit zu akzeptieren, dass es mich von innen heraus zerreißt, diese ganze Situation. Aber ich kann nicht mehr anders. Ich habe es versucht, vorher, tausendmal. Ich habe ihr erklärt, dass er nicht gut für sie ist, dass sie so viel besseres verdient hat. Ich habe jedesmal mit der Enttäuschung gelebt. Doch ich kann nicht mehr. Ich ertrage es nicht mehr das Echo meiner Worte zu hören, wenn sie auf taube Ohren stoßen. Ich mag meine eigenen Worte nicht mehr immer und immer wieder hören. Schatten erscheinen. Neptun vermutlich mit Pluto. „Der Dämon ist tot.... da wart ihr wohl etwas zu langsam.... Man sieht sich.....“ So schnell wie die beiden aufgetaucht sind, bin ich verschwunden. Ich kann nicht mehr. Am besten bin ich alleine dran. Ich schaffe es nicht ihr in die Augen zu sehen, ich kann sie nicht verurteilen, aber verstehen kann ich sie erst recht nicht. Der Wind ist verspannt und sucht sich andere Wege.

Listen, listen 
I would take a whisper if 
that's all you have to give 
but it isn't, isn't 
you could come and save me 
try to chase it crazy right out of my head

. . .

Stille. Seit Tagen herrscht Stille. Das Telefon ist seit dem letzten Anruf verstummt. Hier oben. Allein. In meinem Penthouse über der Stadt. Auf dem Balkon. In der Stille der Nacht. Hier, beginnt der Wind langsam und vorsichtig wieder über meine Nase zu streichen. Ich kann sie nicht verurteilen, das ist mir von Anfang an klar gewesen. Aber ich würde mich zerstören, wenn ich so weitermachen würde wie bisher. Ich kann nicht mehr. Mein Herz liegt schon zertrümmert auf dem Boden eines Konzertsaals. Vermutlich wird es niemals gefunden werden. Es reparieren kann ich nicht alleine. Und um es neu zu verschenken müsste ich erst einmal alle Teile für eine Reparatur wieder finden. Also sitze ich hier, starre in die Nacht, auf die hellen Sterne und frage mich ob ich nicht wie eine Feder sein kann, die der Wind einfach mit sich hinfort trägt. Unwissend wo ich lande, einfach nur fort.... Es würde sowieso niemanden interessieren.....